Erdachsparallele, FH Regensburg

Im September 1996 lud das Universitätsbauamt Regensburg dreißig deutsche Künstlerinnen und Künstler zu einem Wettbewerb. Im Auslobungstext sind folgende Zeilen bemerkenswert:
"Der Wettbewerb wird in einem relativ frühen Planungs- und Baustadium durchgeführt, um die Möglichkeit einer intensiven Integration der Kunst in das Bauwerk zu ermöglichen.
Die künstlerische Ausgestaltung soll nicht den Eindruck einer nachträglichen Applikation zum Bauwerk erwecken.
Kunst und Architektur sollen eine Einheit werden.
Kunst und Architektur sollen in einen Dialog gebracht werden."
Daß diese Vorgaben in Gestalt der hier ausgeführten Arbeiten verwirklicht werden konnten, ist der Bereitschaft von Architekt und Bauherr zu verdanken, künstlerische Eingriffe in die Architektur zu gestatten.
Die Jury (Vorsitz Prof. Johannes Hölzinger) empfahl die Arbeit von Alexander Rogl zur Ausführung. Im Protokoll ist zu lesen: „... Die aus der Architektur abgeleiteten Elemente, die mit den einfachen Mitteln einer Diagonalen einen hohen Kontrast zur orthogonalen Architektur herstellen, überzeugen ebenso wie der diagonale Eingriff in den vertikal organisierten Luftraum der Geschosse. Die Verbindung von Naturwissenschaft, Architektur und bildender Kunst ist in dieser Arbeit in überraschend einfacher Weise gelungen.“

Das an dieser Hochschule vermittelte Wissen ist hoch spezialisiert. Diesem will Alexander Rogl grundlegende Gedanken zur geographischen Lage des Gebäudes gegenüberstellen. Mit den Erdachs-Parallelen verweist er auf die Physik der Erdkugel und die dadurch vorgegebenen Lebensbedingungen auf unserem Planeten. An drei Positionen des Baus sind Parallele zur Erdachse zu sehen. Sie sind Zeichen unserer Existenz auf einer sich drehenden Planetenkugel und lassen auf die Position des Gebäudes auf ihr schließen. Eine Parallele zur Erdachse muß am 49. Breitengrad (Regensburg liegt genau darauf) um 49 Grad zur Horizontalen geneigt und genau nach Norden ausgerichtet sein. Da das Gebäude um 1,3 Grad von der Nord-Süd-Richtung abweicht, sind die Erdachs-Parallelen um 1,3 Grad gegenüber dem Gebäude gedreht.