Philosophie

Als Architekt muss man Fragen zur Nachhaltigkeit stellen, die von der Bauindustrie noch nicht beantwortet wurden, wie etwa die des Recyclings von Millionen Kubikmetern Wärmedämmverbundmaterialien in einigen Jahrzehnten. Auch andere Fragen gehen über kurzfristiges ökologisch-ökonomisches Denken hinaus: Wie kann ein Energiekonzept oder ein Heizsystem über Jahrzehnte neuen technischen Standards angepasst und nachgerüstet werden? Kann das Nutzungskonzept eines Bürohauses späteren Nutzern angepasst werden? Ist ein Gebäude so zeitlos und allgemeingültig gestaltet, dass es auch von künftigen Generationen als ästhetisch und funktional-formal richtig empfunden wird?
Hier hilft der Rückgriff auf Sullivan. Dessen aus dem Zusammenhang gerissenes „form follows funktion“ wurde schon zu Bauhauszeiten meist falsch interpretiert. Sein von Epigonen verstümmeltes Zitat mag zu gutem Industriedesign reichen, also zu einer ästhetischen Kaffeemaschine führen. Für von Menschen bewohnte Gebilde ist ein Zusammenhang zwischen Form und Funktion Grundlage, jedoch nicht ausreichend. Sullivan sagte in Wirklichkeit:
„Es ist das Gesetz aller organischen und anorganischen, aller physischen und metaphysischen, aller menschlichen und übermenschlichen Dinge, aller echten Manifestationen des Kopfes, des Herzens und der Seele, dass das Leben in seinem Ausdruck erkennbar ist, dass die Form immer der Funktion folgt.“ *)
In diesem umfassenden Sinn wollen wir Architektur für Menschen schaffen.

*) aus Sullivans Aufsatz: „The tall office building artistically considered“, 1896