Brunnen, Breitenbrunn

Rede zur Einweihung des Breitenbrunner Barbara-Brunnens

Sehr geehrte Gäste,liebe Breitenbrunner,

als ich zum Künstlerwettbewerb für die Gestaltung dieses Brunnens eingeladen worden war, telefonierte ich mit einem alten Schulfreund und fragte ihn, ob er Breitenbrunn kenne. Er erinnerte sich: Vor dreißig Jahren, mit neuem Führerschein und altem VW Käfer waren wir hier zu einem Spaziergang ausgestiegen. Unsere Regensburger Schüler-Clique hatte damals an den Wochenenden oft Fahrten in die von uns geliebte Gegend um das Altmühltal unternommen und so waren wir auch auf Breitenbrunn gestoßen. Es war nicht zuletzt die Erinnerung an meine schon damals entstandene Verbundenheit mit dieser Landschaft, die diesen Kunstwettbewerb wichtiger machte als andere vorher.
Ich sollte also den Marktplatz von Breitenbrunn durch eine neue Brunnenanlage gestalten. Es war mir klar, daß ich hier die Gelegenheit hatte, die Identität eines Ortes mit zu prägen. Die Aufgabe war, für einen Jahrhunderte alten Brunnen, der noch dazu Wahrzeichen eines ganzen Ortes ist, eine neue Form zu finden.

Vor drei Dingen habe ich großen Respekt:
Vor Zeitspannen, die sich in Jahrhunderten messen,
vor dem Werk eines Künstlers, der vor vielen Generationen eine Barbarafigur geschaffen hat
und vor all den Menschen der Gegenwart und Zukunft, die diese Breitenbrunner Geschichte weiterführen werden.

Ich wußte auch: Würde man hundert Breitenbrunnern sagen, ihren Brunnen selbst zu bauen, dann würden auch hundert ganz verschiedene Brunnen herauskommen. Was also tun? Auf keinen Fall wollte ich dieser uralten Bärbel Gewalt antun, indem ich sie mit irgendwelchem modischen Zierrat umgab, mit Bögen, Kugeln, Schnörkeln, Zinnen usw. Das konnten die im 19.Jahrhundert besser. Ich mußte etwas Zeitloses entwerfen, das auch noch von nachfolgenden Generationen verstanden werde konnte, ohne daß man sagen würde: Denen ist auch nichts mehr eingefallen!
Die verständlichste Sprache ist eine einfache. Der Brunnen besteht aus geometrischen Formen, die auf das Wichtige konzentriert sind. Sockel und Wetterschutz der Barbara sind ein schlichter Kubus. Durch die matte Glasrückwand und die seitlichen Spiegel wird diffuses Licht auf die Figur geleitet. Beim Herangehen an den Brunnen ergeben sich interessante Spiegelungen und Ansichten der Figur. Und die uralte Bärbel sieht wieder aus wie das, was sie ist: Stein. Zwischendurch hat es ja eine farbige Fassung ein bißchen zu bunt mit ihr getrieben. Jetzt ist sie wieder eine schlichte, ungeschminkte Schönheit. All den Menschen, die zur Entstehung dieses Brunnens beigetragen haben, danke ich ganz herzlich, besonders Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern von Breitenbrunn, die mich mit dieser Arbeit betraut haben.
Ich hoffe, daß Sie sich an die neue Form Ihres alten Brunnens gewöhnen und ihn als Ihr neues Wahrzeichen akzeptieren können. Möge diese Barbara auf ein florierendes und glückliches Breitenbrunn schauen!

Alexander Rogl, Mai 2000